Fine Dining ausprobiert: mein Besuch im Sternerestaurant


Wart ihr schon mal in einem Sternerestaurant essen? Mich hat das Thema schon immer gereizt, weil ich einfach neugierig darauf war, ob der Geschmack der Speisen auf diesem hohen Niveau wirklich so viel besser ist als bei „normalen“ Restaurants. Es gab allerdings einige Gründe, warum ich mir diesen Wunsch lange Zeit nicht erfüllt habe:

  • die hohen Kosten
  • der Dresscode
  • wenn man nicht alleine hingehen möchte, muss man jemanden finden, der genauso von gutem Essen begeistert ist, wie man selbst

Mit den hohen Kosten konnte ich mich recht schnell arrangieren, da man ja nicht jeden Tag ein Michelin-Restaurant besucht. Die gleiche Begründung lässt auch das Argument mit dem Dresscode in den Hintergrund treten, da man sich für einen besonderen Abend ja auch gerne mal etwas in Schale schmeißt. Außerdem kam mir hier der Trend des „Casual Fine Dinings“ entgegen, der das Elitäre aus der Sterneküche verbannen will und dieses Erlebnis für einen größeren Kreis an Menschen zugänglich machen will. Ein gutes Beispiel hierfür ist das mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant Emma Wolf, das seine Kunden in ungezwungener Atmosphäre in einem Mannheimer Einkaufszentrum begrüßt.

Mit wem gehe ich hin?

Blieb also nur noch das letzte Hindernis: Mit wem sollte ich meine kulinarischen Erfahrungen teilen? Anfang letzten Jahres bot sich eine günstige Gelegenheit, meine ansonsten nicht so food-begeisterte bessere Hälfte bei einem Hamburgbesuch auf eine neue kulinarische Ebene zu heben. Hierzu hatte ich The Table von Kevin Fehling ins Auge gefasst, das mit gleich 3 Sternen aufwarten kann. Das spannende ist, dass das Restaurant nur über einen einzigen Tisch mit 20 Sitzplätzen verfügt. Leider war die Warteliste länger als für einen Konzertbesuch in der Elbphilharmonie und mein Vorschlag stieß zu Hause auch nicht auf besonders große Gegenliebe (siehe Kapitel „hohe Kosten“).

Wie der Zufall es so wollte, ergab sich im gleichen Jahr aber erneut die Gelegenheit, einen Ausflug in die gehobene Gastronomie zu unternehmen, da ich - diesmal ohne bessere Hälfte - ein verlängertes Wochenende in München verbringen wollte. Schnell hatte ich mir einen passendes Sterneladen herausgesucht, der preislich noch im Rahmen war und meine Reservierung ohne Hinweis auf eine Warteliste freundlich entgegennahm: das Restaurant Showroom.

Dominik Käppeler hat das Restaurant samt Stern Anfang 2017 von Andreas Schweiger übernommen, der einigen sicherlich von der TV-Serie „Die Kochprofis“ bekannt ist.

Der große Abend

Der Tag der Reservierung war gekommen und meine Vorfreude war groß. Ich hatte mir vorsichtshalber dann doch etwas Feineres angezogen - man will ja nicht auffallen!

Als ich das Restaurant betrat, wurde ich sofort freundlich empfangen und zu meinem Platz begleitet. Ich wunderte mich ein wenig, dass außer meinem nur ein weiterer Tisch besetzt war, aber das verflog sehr schnell bei der Frage des Kellners, ob ich nicht mit einem Aperitif starten möchte. Da ich ziemlich überrascht war, bejahte ich dies, ohne weiter nach dem Preis zu fragen. Die Frage des Kellners, ob ich eher in die Richtung „Sekt“ oder „Gin Tonic“ gehen möchte, beantwortete ich mit Zweiterem. Was mich aber dann völlig überforderte war die Frage, welche genaue Gin- und Tonicsorte ich mir denn vorgestellt hatte. Ich sagte dem Kellner, dass es mir egal sei, woraufhin er erwiderte „Dann hole ich den Gin aus der Flasche, in der noch am meisten drin ist!“ 😀

Die Gänge

Als nächstes musste ich mich entscheiden, ob ich 5, 6 oder 7 Gänge essen wollte. Ich entschied mich für die goldene Mitte und bestellte gleich auch die passende Weinbegleitung dazu. Ab dann ging es Schlag auf Schlag: Bevor der erste Gang überhaupt serviert wurde, kamen kurz hintereinander drei „Grüße aus der Küche“ an meinem Tisch an. Außerdem wurde ein Brotkorb samt leckerem Butterschaum mit den Worten „Damit du auch satt wirst“ serviert. Ihr merkt schon, dass hier ein recht lockerer Umgangston gepflegt wird. Das äußert sich auch darin, dass man von jedem geduzt wird, was zwar anfangs ungewohnt ist aber auch sehr dabei hilft, die Hürden zu dieser extravaganten Welt weiter abzubauen.

Zu jedem Gang wurde ein passender Wein inklusive einer kurzen Beschreibung serviert. Das fand ich sehr angenehm, allerdings war mir die Schlagzahl dann irgendwann doch zu hoch, weil zwischen zwei Gängen selten mehr als 10 Minuten vergingen. Gegen Ende hin wurde es dadurch wirklich nicht leichter, den Schilderungen des Sommeliers aufmerksam zu folgen.

Als nach 4 Gängen immer noch gähnende Leere in dem Restaurant herrschte, beklagte sich eine Servicekraft darüber, dass sie dort häufig unter nicht abgesagten Reservierungen leiden würden. Andere Sternerestaurants sind teilweise sogar schon dazu übergegangen, eine Reservierungsgebühr zu verlangen, die im Falle des Nichterscheinens einbehalten wird. Immerhin betrat zu späterer Stunde dann doch noch ein Pärchen den Gastraum, so dass ich mich nicht ganz so einsam gefühlt habe.

Leider habe ich recht schnell den Überblick über die Gerichte verloren, was nicht nur (aber auch) an dem hohen Weinkonsum lag. Die Teller wurden zwar hochtrabend angekündigt („Hier haben wir konfierte rote Bete mit Bioeigelb und Parmesanspähnen“), aber ich hatte keine Zeit, mich wirklich auf das jeweilige Gericht einzulassen, denn schon kam der nächste Teller. An den Fleischgang kann ich mich aber noch gut erinnern: Hier wurde ein vorzügliches Ibericoschwein mit einer Haselnusscreme serviert.

Die Rechnung

Auch das längste 5-Gänge-Menü geht irgendwann zu Ende, im Fall vom Showroom mit einem fantastisch angerichteten Dessert, gefolgt von einem finalen süßen Gruß aus der Küche. Nun war die Stunde der Wahrheit gekommen: Ich bestellte die Rechnung! Ich wusste zwar, wieviel das Menü samt Weinbegleitung kosten sollte, aber angesichts der vielen Speisen und Getränke blieb trotzdem eine gewisse Unsicherheit, was der Abend wohl kosten würde.

War es das Geld wert?

Der Preis ist meiner Ansicht nach gerechtfertigt, da in der Sterneküche sehr hochwertige Zutaten verarbeitet werden und die Zubereitung äußerst aufwändig ist. Bei dem Niveau ist in der Vorbereitung gerne mal eine Person zwei oder mehr Stunden lang mit nur einem Gang beschäftigt. Das Servicepersonal ist in so einem Haus auch sehr gut ausgebildet und muss entsprechend bezahlt werden.

Der einzigen Kritikpunkt bezüglich der Preise im Showroom war für mich die Intransparenz bei der Bestellung des Gin Tonics. Die 15,50 € haben mich am Schluss dann doch kurz aus den Socken gehauen, wenn auch die Flasche Wasser im Vergleich zu anderen Sternerestaurants recht günstig daherkam.

Fine Dining: mein Fazit

Das Essen war wirklich hervorragend und ich kann jedem empfehlen, den Besuch in einem Fine Dining Restaurant auf die persönliche Bucketliste aufzunehmen. Für mich selbst habe ich aber festgestellt, dass mir das Sterneessen nicht so viel gibt, wie ich erwartet hatte. Der hohe Preis schwingt hier natürlich auch mit, aber ich bin insgesamt einfach auch mit einem 15 € Burger zufrieden, wenn er mich geschmacklich überzeugt. Was mich auch abgeschreckt hat waren die vielen Gänge, bei denen man zwangsläufig früher oder später den Überblick verliert. Auch hier sind mir ein oder zwei Gänge am Abend lieber, denn so kann man sich später auch besser daran erinnern.

Ich habe hierzu ein passendes Zitat von dem amerikanischen Sternekoch Grant Achatz gefunden, der vor allem wegen seiner Vorliebe zur molekularen Küche bekannt geworden ist:

I don't care if you're doing haute cuisine or burgers or pizza, just do it right.
- Grant Achatz

Wer jetzt Appetit auf die gehobene Gastronomie bekommen hat, dem möchte ich den Webauftritt des Guide Michelins ans Herz legen, mit dem man ganz einfach den nächstgelegenen Tempel der Kulinarik finden kann.
Ich möchte euch außerdem eine Seite aus der Blogosphäre empfehlen: die Sternefresser besuchen regelmäßig die besten Restaurants der Welt und schreiben detaillierte Erlebnisberichte darüber.

Abschließend würde ich mich freuen, wenn ihr in den Kommentaren eure Erfahrungen mit Sternerestaurants teilt. Das geht ganz einfach und ihr müsst keine Mailadresse angeben.

Vielen Dank fürs Lesen :)

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